Deutschland 2025: Keine Besserung der Wirtschaftslage in Sicht

Die deutsche Wirtschaft bleibt im Krisenmodus. Nach zwei Jahren der Rezession erwartet das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) für 2025 ein Wachstum von lediglich 0,1 Prozent. Dabei machen hohe Kosten, strukturelle Probleme und politische Unsicherheiten eine nachhaltige Erholung schwer.

Ein Rückblick und der Blick nach vorn

Seit 2020 leidet Deutschland unter einem massiven Einbruch der Investitionen. Rund 210 Milliarden Euro gingen seither verloren, was sich nicht nur auf die wirtschaftliche Dynamik, sondern auch auf das langfristige Potenzial der Volkswirtschaft auswirkt. Besonders betroffen ist die Bauwirtschaft, die seit Jahren unter hohen Material- und Finanzierungskosten sowie bürokratischen Hürden leidet. Auch für 2025 prognostiziert das IW einen weiteren Rückgang der Bauinvestitionen um über zwei Prozent.

Industrie unter Druck

Die deutsche Industrie kämpft mit hohen Energie- und Arbeitskosten sowie einer intensiven Bürokratie. Diese Faktoren belasten die internationale Wettbewerbsfähigkeit. Seit 2020 sind die Erzeugerpreise für gewerbliche Produkte um 40 Prozent gestiegen, während die Exportpreise nur um 20 Prozent zulegten. Dies führt zu einem Verlust der preislichen Wettbewerbsfähigkeit, wodurch deutsche Unternehmen zunehmend Marktanteile an internationale Konkurrenten verlieren.

Politische Unsicherheiten belasten

Die turbulente politische Landschaft trägt ihren Teil zur Zurückhaltung der Wirtschaft bei. Nicht nur die globalen Spannungen und protektionistischen Tendenzen, sondern auch das Regierungsvakuum in Berlin nach der Auflösung der Ampelkoalition sorgen für Planungsunsicherheit. Der Ausgang der vorgezogenen Bundestagswahl im Februar 2025 bleibt unklar.

Arbeitsmarkt und Konsum

Die schwache Konjunktur schlägt auch auf den Arbeitsmarkt durch. Die Arbeitslosenquote wird laut IW-Prognose 2025 auf 6,2 Prozent steigen, was fast drei Millionen Arbeitslose bedeutet. Gleichzeitig bleibt der private Konsum trotz steigender Realeinkommen verhalten. Hohe Unsicherheiten führen dazu, dass die Haushalte weiterhin sparen.

IW fordert Reformen

IW-Konjunkturchef Michael Grömling spricht von einer „schwerwiegenden Strukturkrise“ und fordert entschlossenes Handeln der kommenden Bundesregierung. Um den Standort Deutschland wieder wettbewerbsfähig zu machen, seien unter anderem folgende Maßnahmen notwendig:

• Eine Unternehmenssteuerreform,

• Abbau von Bürokratie,

• Investitionen in Infrastruktur und Verteidigung,

• Anreize zur Steigerung des Arbeitsvolumens.

Fazit

Deutschland steht vor einem weiteren schwierigen Jahr. Ohne tiefgreifende strukturelle Reformen droht die wirtschaftliche Stagnation anzuhalten. Die kommende Bundesregierung steht vor der Herausforderung, nicht nur kurzfristige Impulse zu setzen, sondern auch die langfristigen Rahmenbedingungen grundlegend zu verbessern.

Quellen:

• IW Köln, Pressemitteilung vom 05.12.2024

Bardt, Hubertus / Beznoska, Martin / Demary, Markus / Grömling, Michael / Henger, Ralph / Hentze, Tobias / Kolev-Schaefer, Galina / Obst, Thomas / Pimpertz, Jochen / Schäfer, Holger / Seele, Stefanie / Taft, Niklas, 2024, IW-Konjunkturprognose Winter 2024. Es wird nicht besser, IW-Report, Nr. 45, Köln

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