Die wirt­schaft­li­che Lage in Deutsch­land im Juni 2023

BMWK, Pres­se­mit­tei­lung vom 14.06.2023

  • Nach zwei Quar­ta­len in Fol­ge mit nega­ti­vem Wachs­tum im Win­ter­halb­jahr 202223 deu­ten aktu­el­le Kon­junk­tur­in­di­ka­to­ren einen ver­hal­te­nen Start in das zwei­te Quar­tal an. Nach gän­gi­ger Defi­ni­ti­on befand sich die deut­sche Wirt­schaft dem­nach in einer „tech­ni­schen Rezes­si­on“. Die Belas­tun­gen aus den Ener­gie­preis­stei­ge­run­gen, der welt­wirt­schaft­li­chen Schwä­che und den ungüns­ti­ge­ren Finan­zie­rungs­be­din­gun­gen wir­ken noch nach und ver­zö­gern die erwar­te­te kon­junk­tu­rel­le Erholung.
  • Die kon­junk­tu­rel­le Grund­dy­na­mik in der Indus­trie hat sich abge­schwächt. Die Indus­trie­pro­duk­ti­on blieb im April nahe­zu unver­än­dert, nach­dem sie im März mit ‑2,0 Pro­zent deut­lich gefal­len war. Die Auf­trags­ein­gän­ge san­ken im April leicht (-0,4 Pro­zent), nach­dem es im Vor­mo­nat zu einem star­ken Ein­bruch gekom­men war (-10,9 Prozent).
  • Nach­dem sich die Umsät­ze im Ein­zel­han­del (ohne Kfz) im März spür­bar ver­rin­gert hat­ten, kam es im April zu einer gewis­sen Erho­lung. Die Stim­mung unter den Ver­brau­chern hell­te sich wei­ter auf, aber die Ver­bes­se­rung fiel nur noch gering aus. Ins­ge­samt lag das Kon­sum­kli­ma immer noch auf einem sehr nied­ri­gen Niveau, weil die hohe Infla­ti­on wei­ter­hin belastet.
  • Der Auf­trieb der Ver­brau­cher­prei­se hat sich im Mai wei­ter abge­schwächt, die Infla­ti­ons­ra­te lag bei 6,1 Pro­zent. Auch die Rate der Kern­in­fla­ti­on ging leicht auf 5,4 Pro­zent zurück. Im wei­te­ren Jah­res­ver­lauf ist mit Basis­ef­fek­ten infol­ge der Ent­las­tungs­maß­nah­men vor einem Jahr zur Dämp­fung der Preis­er­hö­hun­gen zu rech­nen, die tem­po­rär den Preis­auf­trieb wie­der ver­stär­ken dürften.
  • Am Arbeits­markt hat die kon­junk­tu­rel­le Abschwä­chung im zurück­lie­gen­den Win­ter­halb­jahr zu einer nach­las­sen­den Dyna­mik geführt. Die regis­trier­te Arbeits­lo­sig­keit erhöh­te sich wei­ter leicht.
  • Per­spek­ti­visch spre­chen die rück­läu­fi­gen Prei­se auf den glo­ba­len Ener­gie­märk­ten, die wei­ter nach­las­sen­de Infla­ti­ons­dy­na­mik, die höhe­ren Lohn­ab­schlüs­se und die erwar­te­te welt­wirt­schaft­li­che Bele­bung für eine mode­ra­te kon­junk­tu­rel­le Erho­lung der deut­schen Wirt­schaft im wei­te­ren Jahresverlauf.

Ver­hal­te­ner Start in das zwei­te Quartal

Die deut­sche Wirt­schaft befin­det sich im Früh­som­mer wei­ter­hin in schwie­ri­gem Fahr­was­ser. Zwar leg­te die rea­le Wert­schöp­fung im ers­ten Quar­tal um 0,9 Pro­zent gegen­über dem Vor­quar­tal zu; nach der detail­lier­ten Mel­dung des Sta­tis­ti­schen Bun­des­am­tes vom 25.05. lag das Brut­to­in­lands­pro­dukt im ers­ten Quar­tal preis‑, sai­son- und kalen­der­be­rei­nigt aber um 0,3 Pro­zent unter dem Vor­quar­tals­ni­veau. Mit dem vor­he­ri­gen Rück­gang im vier­ten Quar­tal 2022 ist damit die Defi­ni­ti­on einer „tech­ni­schen“ Rezes­si­on erfüllt. Ursäch­lich hier­für waren neben dem erneut rück­läu­fi­gen rea­len pri­va­ten Kon­sum (-1,2 Pro­zent) und dem Staats­kon­sum (-4,9 Pro­zent) auch Son­der­ent­wick­lun­gen infol­ge der umfang­rei­chen staat­li­chen Sta­bi­li­sie­rungs- und Unter­stüt­zungs­maß­nah­men, die rech­ne­risch das BIP-Wachs­tum gedämpft haben. Eine „öko­no­mi­sche“ Rezes­si­on im Sin­ne eines län­ger anhal­ten­den, tie­fen Ein­bruchs der Wirt­schafts­leis­tung bei unter­aus­ge­las­te­ten Kapa­zi­tä­ten, sin­ken­den Inves­ti­tio­nen, einem Rück­gang der Beschäf­ti­gung und stei­gen­der Arbeits­lo­sig­keit ist aller­dings der­zeit nicht zu erken­nen. Viel­mehr lag die Kapa­zi­täts­aus­las­tung im Ver­ar­bei­ten­den Gewer­be im ers­ten Quar­tal nach Anga­ben des ifo Insti­tuts über dem lang­jäh­ri­gen Mit­tel­wert, die Beschäf­ti­gung nahm im Vor­quar­tals­ver­gleich um +0,3 Pro­zent zu und die Inves­ti­ti­ons­tä­tig­keit stieg preis‑, sai­son- und kalen­der­be­rei­nigt mit +3,0 Pro­zent kräftig.

Gleich­wohl deu­ten aktu­el­le Kon­junk­tur­in­di­ka­to­ren noch nicht auf eine spür­ba­re Bele­bung im zwei­ten Quar­tal hin: Die Auf­trags­ein­gän­ge ver­rin­ger­ten sich im April nach dem Ein­bruch im März erneut, wobei zuletzt auch Groß­auf­trä­ge die monat­li­che Ent­wick­lung bestimm­ten. Die Pro­duk­ti­on im Pro­du­zie­ren­den Gewer­be leg­te im April leicht zu, im Bau­ge­wer­be sogar recht deut­lich. Ins­ge­samt aber konn­te der deut­li­che Rück­gang vom Vor­mo­nat nicht aus­ge­gli­chen wer­den. Auch Stimmungs­indikatoren wie der ifo Geschäfts­kli­ma­in­dex deu­ten zuletzt auf eine weni­ger posi­ti­ve Lage­ein­schät­zung und Per­spek­ti­ve in der Wirt­schaft hin. Die erwar­te­te kon­junk­tu­rel­le Erho­lung in Deutsch­land scheint sich damit wei­ter zu verzögern.

Den­noch ist vor dem Hin­ter­grund der rück­läu­fi­gen Prei­se auf den glo­ba­len Ener­gie­märk­ten, einer wei­ter nach­las­sen­den Infla­ti­ons­dy­na­mik, höhe­ren Lohn­ab­schlüs­sen und einer erwar­te­ten welt­wirt­schaft­li­chen Bele­bung von einer mode­ra­ten kon­junk­tu­rel­len Erho­lung der deut­schen Wirt­schaft im wei­te­ren Jah­res­ver­lauf auszugehen.

Welt­han­del tritt noch auf der Stelle

Wäh­rend die welt­wei­te Indus­trie­pro­duk­ti­on im Berichts­mo­nat März im Ver­gleich zum Vor­mo­nat sta­gnier­te (-0,1 Pro­zent), nahm der Welt­han­del zuletzt wie­der etwas zu (+1,5 Pro­zent). Die glo­ba­len Con­tai­ner­um­schlä­ge (RWI/ISL-Con­tai­ner­um­schlag­in­dex) signa­li­sie­ren im Berichts­mo­nat April sai­son­be­rei­nigt eine mode­ra­te Bele­bung des Welt­han­dels, vor allem auf­grund der deut­li­chen Aus­wei­tung des Umschlags in den chi­ne­si­schen Häfen. Auch in Euro­pa deu­tet sich eine Sta­bi­li­sie­rung an. Der Nord­ran­ge-Index ist gegen­über März 2023 auf 96,4 Punk­te gestie­gen, die Trend­kom­po­nen­te weist aber immer noch abwärts. Laut den Schiff­be­we­gungs­da­ten des Kiel-Trade-Indi­ka­tor dürf­te sich der glo­ba­le Han­del im Mai seit­wärts bewegen.

Die OECD erwar­tet in ihrer aktu­el­len Pro­gno­se vom Juni 2023 eine ver­hal­te­ne Erho­lung der welt­wirt­schaft­li­chen Akti­vi­tät. Die Welt­wirt­schaft dürf­te dem­nach in die­sem Jahr um 2,7 Pro­zent und im kom­men­den Jahr um 2,9 Pro­zent wach­sen. Wäh­rend die wirt­schaft­li­che Akti­vi­tät im Euro­raum (+0,9 Pro­zent) und in den USA (+1,6 Pro­zent) nur schlep­pend zule­gen dürf­te, erwar­tet die OECD deut­li­che­re Impul­se für die Welt­wirt­schaft von den Schwel­len­län­dern (insb. Chi­na: +5,4 Pro­zent, Indi­en: +6,0 Prozent).

Ver­hal­te­ne Impul­se vom Außenhandel

Die nomi­na­len Aus­fuh­ren von Waren und Dienst­leis­tun­gen haben nach dem deut­li­chen Rück­gang im März (-4,4 Pro­zent) im April mit +0,7 Pro­zent gegen­über dem Vor­mo­nat wie­der etwas zuge­nom­men. Den­noch lagen sie beim Start in das zwei­te Quar­tal um 1,3 Pro­zent unter dem Durch­schnitt des Vor­quar­tals. Wäh­rend die Lie­fe­run­gen in gro­ße Schwel­len­län­der (Bra­si­li­en, Mexi­ko, Indi­en) nach ers­ten Schät­zun­gen zuletzt zurück­gin­gen, nah­men die Expor­te in die EU wie­der zu. Die nomi­na­len Ein­fuh­ren von Waren und Dienst­leis­tun­gen waren im April sowohl gegen­über März 2023 (-0,6 Pro­zent) als auch gegen­über dem Durch­schnitt des ers­ten Quar­tals (-2,0 Pro­zent) wei­ter rück­läu­fig. Die Waren­ein­fuh­ren aus Russ­land redu­zier­ten sich noch ein­mal um 8,8 Pro­zent. Bin­nen Jah­res­frist liegt der Rück­gang nun­mehr bei fast 90 Prozent.

Im Zuge der gegen­läu­fi­gen Ent­wick­lung der Aus- und Ein­fuh­ren nahm der monat­li­che Han­dels­bi­lanz­über­schuss zuletzt wie­der von 12,1 Mrd. Euro im März auf 14,2 Mrd. Euro im April zu.

Die Ent­wick­lung der Außen­han­dels­prei­se folgt wei­ter­hin den rück­läu­fi­gen Ener­gie- und Roh­stoff­prei­sen sowie der Ent­span­nung bei den Lie­fer­ket­ten- und Mate­ri­al­eng­päs­sen. Die Terms of Trade ver­bes­ser­ten sich im April erneut um 1,3 Pro­zent gegen­über dem Vor­mo­nat, da sich die Ein­fuh­ren stär­ker ver­bil­lig­ten (-1,7 Pro­zent) als die Aus­fuh­ren (-0,4 Pro­zent). In rea­ler Betrach­tung dürf­te der Anstieg der Expor­te im April also etwas stär­ker aus­ge­fal­len sein, die Impor­te dürf­ten real eben­falls leicht gestie­gen sein.

Die Früh­in­di­ka­to­ren geben aktu­ell ver­hal­ten posi­ti­ve Signa­le für den Außen­han­del. Der Stim­mungs­in­di­ka­tor von S&P Glo­bal liegt seit Febru­ar über der Wachs­tums­schwel­le von 50 Punk­ten und hat im Mai einen Wert von 54,4 erreicht. Impul­se kamen dabei aller­dings nur aus dem Dienst­leis­tungs­be­reich. Die Stim­mung in der Indus­trie hat sich zuletzt nicht ver­bes­sert, der Index ver­harrt seit März bei 49,6 Punk­ten. Stüt­zend dürf­te auch die Ent­span­nung bei den Lie­fer­ket­ten wir­ken. Im April berich­te­ten nur noch 35,3 Pro­zent der vom ifo Insti­tut befrag­ten Indus­trie­un­ter­neh­men von Mate­ri­al­eng­päs­sen, nach 39,2 Pro­zent im März.

Dage­gen gin­gen die Auf­trags­ein­gän­ge aus dem Aus­land im Vor­mo­nats­ver­gleich nach dem Ein­bruch im März (-13,1 Pro­zent) im April noch ein­mal um 1,8 Pro­zent zurück. Sowohl die Bestel­lun­gen aus dem Euro­raum (-2,7 Pro­zent) als auch aus dem Nicht-Euro­raum (-1,1 Pro­zent) ver­rin­ger­ten sich. Auch im weni­ger schwan­kungs­an­fäl­li­gen Drei­mo­nats­ver­gleich lagen die Auf­trags­ein­gän­ge aus dem Aus­land im Minus (-2,3 Prozent).

Die ifo Export­erwar­tun­gen haben sich im Mai mit einem Sal­do von +1,8 Punk­ten wie­der etwas ein­ge­trübt, nach­dem sie zuvor zwei Mona­te in Fol­ge gestie­gen waren. Sofern die Export­erwar­tun­gen im Juni nicht wei­ter zurück­ge­hen, weist der Trend aber immer noch auf einen ver­hal­te­nen Anstieg der Aus­fuh­ren im zwei­ten Quar­tal hin. Die Schiff­be­we­gungs­da­ten des Kiel-Trade-Indi­ka­tor deu­ten für die (rea­len) deut­schen Expor­te eine mode­ra­te Zunah­me im Mai gegen­über dem Vor­mo­nat an.

Pro­duk­ti­on sta­bi­li­siert sich nach Dämpfer

Die Pro­duk­ti­on im Pro­du­zie­ren­den Gewer­be ist nach Anga­ben des Sta­tis­ti­schen Bun­des­am­tes im April gegen­über dem Vor­mo­nat um 0,3 Pro­zent gestie­gen, nach­dem sie im März deut­lich gefal­len war (auf­wärts­re­vi­diert von ‑3,4 Pro­zent auf ‑2,1 Pro­zent). Der Aus­stoß in der Indus­trie blieb im April nahe­zu unver­än­dert (+0,1 Pro­zent), im Bau­ge­wer­be kam es zu einem Plus von 2,0 Pro­zent. Der Bereich Ener­gie mel­de­te einen Rück­gang um 1,5 Prozent.

In den Wirt­schafts­zwei­gen der Indus­trie ver­lief die Ent­wick­lung dif­fe­ren­ziert: Die Her­stel­ler von phar­ma­zeu­ti­schen Erzeug­nis­sen stei­ger­ten ihre Pro­duk­ti­on kräf­tig um 6,4 Pro­zent. Die gewich­ti­gen Berei­che Kfz und Kfz-Tei­le sowie Maschi­nen­bau ver­zeich­ne­ten hin­ge­gen Abnah­men um 0,8 Pro­zent bzw. 0,5 Pro­zent. Auch die meis­ten der beson­ders ener­gie­in­ten­si­ven Wirt­schafts­zwei­ge haben ihren Aus­stoß im Vor­mo­nats­ver­gleich zurück­ge­fah­ren: Her­stel­lung che­mi­scher Erzeug­nis­se ‑1,4 Pro­zent, Koke­rei und Mine­ral­öl­ver­ar­bei­tung ‑3,2 Pro­zent, Glas, Glas­wa­ren und Kera­mik ‑2,4 Pro­zent sowie Papier und Pap­pe ‑0,5 Pro­zent. Die Berei­che Metall­erzeu­gung und ‑bear­bei­tung sowie Metall­erzeug­nis­se konn­ten indes im Ver­gleich zum Vor­mo­nat zule­gen (+1,2 Pro­zent bzw. +0,2 Prozent).

Die Auf­trags­ein­gän­ge im Ver­ar­bei­ten­den Gewer­be san­ken im April gegen­über dem Vor­mo­nat nur leicht um 0,4 Pro­zent und ent­wi­ckel­ten sich damit nach dem star­ken Ein­bruch im März (-10,9 Pro­zent) auch zu Beginn des zwei­ten Quar­tals schwach. Aller­dings ist der Vor­mo­nats­ver­gleich aktu­ell stark durch Schwan­kun­gen bei Groß­auf­trä­gen geprägt, ohne die­se ergibt sich im April ein Plus von 1,4 Pro­zent. Die export­ori­en­tier­te deut­sche Wirt­schaft lei­det dabei beson­ders unter der schwa­chen Welt­wirt­schaft und dem Rück­gang der Bestel­lun­gen aus dem Euro­raum (-2,7 Pro­zent). Die Nach­fra­ge im Inland hält sich dage­gen ver­gleichs­wei­se sta­bil (+1,6 Prozent).

Die kon­junk­tu­rel­le Grund­dy­na­mik in der Indus­trie hat sich spür­bar abge­schwächt: Die vor­lau­fen­den Indi­ka­to­ren zei­gen im April zwar teil­wei­se eine gewis­se Sta­bi­li­sie­rung, nach­dem es im März zu deut­li­chen Rück­gän­gen gekom­men war. Die zu beob­ach­ten­den hohen Schwan­kun­gen, die Revi­si­ons­an­fäl­lig­keit sowie die zum Teil wider­sprüch­li­chen Signa­le der Indi­ka­to­ren sind an kon­junk­tu­rel­len Wen­de­punk­ten nicht unge­wöhn­lich. Ins­ge­samt ist von einer zunächst noch ver­hal­te­nen kon­junk­tu­rel­len Erho­lung in der Indus­trie auszugehen.

Ein­zel­han­dels­um­satz legt wie­der leicht zu

Die Umsät­ze im Ein­zel­han­del ohne Kfz sind im April gegen­über dem Vor­mo­nat um 0,5 Pro­zent gestie­gen, nach­dem es im März zu einem Rück­gang um 1,0 Pro­zent gekom­men war. Im Ver­gleich zum April 2022 mel­de­te der Ein­zel­han­del ein rea­les Umsatz­mi­nus von 4,5 Pro­zent, was zu einem beträcht­li­chen Teil die hohen Preis­stei­ge­run­gen wider­spie­gelt. Der Han­del mit Lebens­mit­teln ver­zeich­ne­te im April im Ver­gleich zum Vor­mo­nat eine Zunah­me des Umsat­zes um 0,5 Pro­zent, gegen­über dem Vor­jah­res­mo­nat jedoch eine Abnah­me um 4,4 Pro­zent. Damit ist der Umsatz im Ein­zel­han­del mit Lebens­mit­teln seit 22 Mona­ten in Fol­ge im Vor­jah­res­ver­gleich rück­läu­fig. Die Prei­se für Nah­rungs­mit­tel haben sich zwar im April gegen­über dem Vor­mo­nat um 0,8 Pro­zent ver­rin­gert (Mai: ‑0,3 Pro­zent), aber im Vor­jah­res­ver­gleich ergab sich mit +17,2 Pro­zent (Mai: +14,9 Pro­zent) immer noch ein sehr hoher Zuwachs. Nach wie vor sind die Nah­rungs­mit­tel der stärks­te Trei­ber der Ver­brau­cher­prei­se. Der Inter­net- und Ver­sand­han­del ver­buch­te im April eine Zunah­me um 5,6 Pro­zent (gegen­über Vor­jah­res­mo­nat ‑7,2 Prozent).

Die Neu­zu­las­sun­gen von Pkw durch pri­va­te Hal­ter haben sich im Mai um 3,1 Pro­zent erholt, nach­dem sie aller­dings im März und im April um 8,2 Pro­zent gefal­len waren. Die Ent­wick­lung dürf­te nach wie vor Fol­ge der ver­rin­ger­ten staat­li­che För­de­rung von E‑Fahrzeugen sein.

Die Früh­in­di­ka­to­ren für die Stim­mung unter den Ver­brau­chern sen­den kei­ne ein­heit­li­chen Signa­le: Zwar ist das GfK Kon­sum­kli­ma im Mai zum ach­ten Mal in Fol­ge gestie­gen und für Juni wird eine erneu­te Ver­bes­se­rung erwar­tet. Die Zuwäch­se fal­len jedoch nur noch gering aus und das Niveau liegt nach wie vor sehr nied­rig. Die Erho­lung des GfK-Kon­sum­kli­mas wur­de durch die Ener­gie­preis­kri­se unter­bro­chen und das Niveau von vor der Coro­na-Kri­se noch nicht wie­der erreicht. Bei den ifo Geschäfts­er­war­tun­gen im Ein­zel­han­del kam es im Mai zu einem Zurück­set­zer. Auf­grund der wei­ter­hin hohen Infla­ti­on ist das Kon­sum­kli­ma immer noch stark belas­tet, auch wenn die erwar­te­ten Lohn- und Gehalts­stei­ge­run­gen die Preis­stei­ge­run­gen zumin­dest teil­wei­se aus­glei­chen dürften.

Anstieg der Ver­brau­cher­prei­se wei­ter rückläufig

Die Infla­ti­ons­ra­te (Preis­ni­veau­an­stieg bin­nen Jah­res­frist) hat sich im Mai merk­lich auf 6,1 Pro­zent ver­rin­gert (April: +7,2 Pro­zent, März: +7,4 Pro­zent). Nah­rungs­mit­tel ver­teu­er­ten sich gegen­über dem Vor­jah­res­mo­nat erneut über­pro­por­tio­nal (Mai: +14,9 Pro­zent), aller­dings ließ der Preis­auf­trieb hier wei­ter nach (April: +17,2 Pro­zent, März: +22,3 Pro­zent). Die Ener­gie­prei­se leg­ten im Mai gegen­über dem Vor­jah­res­mo­nat nur noch um 2,6 Pro­zent zu, deut­lich gerin­ger als der Gesamt­in­dex. Einer­seits sind die Ener­gie­prei­se auf den Welt­märk­ten deut­lich rück­läu­fig und die hohen Ener­gie­preis­stei­ge­run­gen im Zuge des rus­si­schen Angriffs auf die Ukrai­ne fal­len seit März aus dem Vor­jah­res­ver­gleich her­aus (Basis­ef­fekt). Ande­rer­seits haben die Maß­nah­men aus dem drit­ten Ent­las­tungs­pa­ket preis­dämp­fend gewirkt. Auch die Kern­ra­te (ohne Ener­gie und Nah­rung) schwäch­te sich etwas ab (Mai: +5,4 Pro­zent gg. Vor­jah­res­mo­nat, April: +5,8 Prozent).

Der Preis­druck von Sei­ten der Ener­gie­trä­ger hat wei­ter abge­nom­men. An den Spot­märk­ten sind die Prei­se für Erd­gas erneut kräf­tig gefal­len. Aktu­ell liegt der TTF Base Load mit rd. 30 Euro/MWh wie­der auf Vor­kri­sen­ni­veau. Nach den Höchst­stän­den von über 300 Euro/MWh im August haben dazu dank der anhal­ten­den Ein­spa­run­gen und der über­wie­gend mil­den Wit­te­rung die recht hohen Füll­stän­de bei­getra­gen. Die Markt­er­war­tun­gen deu­ten aller­dings dar­auf hin, dass die Erd­gas­prei­se in den kom­men­den Quar­ta­len wie­der auf etwa 50 Euro /MWh stei­gen könnten.

Im wei­te­ren Jah­res­ver­lauf ist – auch mit Blick auf die Preis­er­war­tun­gen der Unter­neh­men – von einer wei­ter hohen, aber lang­sam abflau­en­den Preis­dy­na­mik aus­zu­ge­hen, da der Preis­druck ver­gan­ge­ner Kos­ten­stei­ge­run­gen und Lie­fer­ket­ten­stö­run­gen weit­ge­hend über­wälzt wur­de, die Ener­gie­prei­se auf den Welt­märk­ten aktu­ell auf Vor­kri­sen­ni­veau gefal­len sind und die geld­po­li­ti­sche Straf­fung preis­dämp­fend auf die Nach­fra­ge­sei­te wirkt. Von Juni bis August dür­fe aller­dings ein tem­po­rä­rer Basis­ef­fekt infol­ge der vor­über­ge­hen­den Absen­kung der Kraft­stoff­steu­er und der vor­über­ge­hen­den Ein­füh­rung des Neun-Euro-Tickets im Vor­jah­res­ver­gleich preis­stei­gernd wir­ken. Eben­so ist im Juli mit einem Basis­ef­fekt auf­grund der Abschaf­fung der EEG-Umla­ge vor Jah­res­frist und einem wei­te­ren tem­po­rä­ren Basis­ef­fekt ab Okto­ber durch die Absen­kung des Umsatz­steu­er­sat­zes auf Gas und Fern­wär­me ein Jahr zuvor bis März 2024 zu rechnen.

Nach­las­sen­de Dyna­mik am Arbeits­markt auf­grund kon­junk­tu­rel­ler Abschwä­chung im Winterhalbjahr

Die kon­junk­tu­rel­le Abschwä­chung im Win­ter­halb­jahr 202223 zeigt sich auch in einer nach­las­sen­den Dyna­mik am Arbeits­markt: Die regis­trier­te Arbeits­lo­sig­keit erhöh­te sich im Mai in sai­son­be­rei­nig­ter Rech­nung leicht um 9.000 Per­so­nen. Flucht­mi­gra­ti­on wirk­te sich dabei kaum aus: Ohne Berück­sich­ti­gung ukrai­ni­scher Geflüch­te­ter lag die Zahl in etwa genau­so hoch (+8.000 Per­so­nen). Sowohl Erwerbs­tä­tig­keit (April +18.000 Per­so­nen) als auch sozi­al­ver­si­che­rungs­pflich­ti­ge Beschäf­ti­gung (März +13.000 Per­so­nen) stie­gen erneut an, auch wenn sich die Zuwäch­se abschwäch­ten. Die Inan­spruch­nah­me der Kurz­ar­beit war bis zum aktu­el­len Rand unauf­fäl­lig, die Rück­gän­ge der letz­ten Mona­te könn­ten nun aber zum Still­stand gekom­men sein. Die Früh­in­di­ka­to­ren von IAB und ifo haben sich im Mai ein­ge­trübt. Die Abschwä­chung bei den Auf­trags­ein­gän­gen und infla­ti­ons­be­ding­te Kauf­kraft­ver­lus­te füh­ren zu Zurück­hal­tung bei Ver­brau­chern und Unter­neh­men. Der Han­del geht von Stel­len­rück­gän­gen aus, die Dienst­leis­tungs­be­rei­che pla­nen aber wei­te­re Ein­stel­lun­gen. Die gemel­de­ten Stel­len gin­gen zurück, lie­gen aber wei­ter auf hohem Niveau. Die erwar­te­te kon­junk­tu­rel­le Erho­lung im wei­te­ren Jah­res­ver­lauf dürf­te dann auch wie­der auf dem Arbeits­markt zu einer Bele­bung führen.

Quel­le: Bun­des­mi­nis­te­ri­um für Wirt­schaft und Klimaschutz